Wir kommen direkt zum Punkt: Die sportliche Situation unseres Spielvereins ist für seine Anhänger nicht mehr auszuhalten. Eine Folge von Fehlentwicklungen seit dem „Corona-Sommer“ gipfelten in dem 0:4 gegen einen Aufsteiger aus Verl in einen sportlichen Offenbarungseid, den es in der Form in 118 Jahren Vereinsgeschichte nur selten (oder vielleicht auch noch nie?!) gegeben hat. Wir haben Angst, den 120. Geburtstag unseres Spielvereins nicht mehr feiern zu dürfen!

Ein Jahr Fehlentwicklung und falsche Entscheidungen

Den Auftakt einer unfassbaren Talfahrt machte die pandemiebedingte Zwangspause im Frühling. Als bereits sicher geglaubter Aufsteiger in Liga 2 vergeigte man nach allen Regeln der Kunst den sportlich und vor allem wirtschaftlich eminent wichtigen Aufstieg in die Zweitklassigkeit. Spielte wirklich nur „Pech“ eine Rolle? Im Nachhinein betrachtet muss doch folgendes festgehalten werden: Alle 20 Mannschaften gingen mehr oder weniger mit den gleichen Voraussetzungen in den Re-Start. In Duisburg durfte der Trainingsbetrieb sogar eher starten, als an den meisten anderen Drittligastandorten. Die vielen verletzungsbedingten Ausfälle, die uns samt individueller Aussetzer von einigen Profis am Ende den Aufstieg gekostet haben, lassen sich schwer als reines Pech einstufen. Nein, hier muss auch im athletischen und/oder mentalen Bereich so einiges schiefgelaufen sein. Natürlich dürfte der Faktor „Zuschauer“ auch eine Rolle gespielt haben. Doch auch hier gilt wie bei allen anderen Vereinen: Die Bedingungen waren für alle gleich! Jeder Verein spielte vor leeren Rängen und hatte die gleiche Anzahl an Spielen zu verkraften.

Schütteln und weiter geht’s? Von wegen!

Nach einer verkürzten Sommerpause überschlugen sich die Ereignisse abermals. Ein beachtlicher Teil der Leistungsträger verließ unseren Verein. Der Abgang von Spielern ist zwar nichts Ungewöhnliches, jedoch hinterließ vor allem der Abgang Albutats einen bitteren Beigeschmack. Selbst der Verkauf von Daschner, welcher immerhin eine Ablösesumme generierte, half nicht weiter. Das gaben der Vorstandsvorsitzende Ingo Wald und Ivo Grlic noch selbst im Rahmen einer Pressekonferenz zu: Der Verkauf kam schlicht „zu spät“, der selbst für Liga 3 geringe Etat wurde bereits verabschiedet und auf die Schnelle konnten keine adäquaten Spieler mehr verpflichtet werden.

Es folgte ein Saisonstart zum Vergessen, der den Rauswurf von Trainer Torsten Lieberknecht zur Folge hatte. Innerhalb von nur zwei Monaten leistete sich die von Sportdirektor und Torsten Lieberknecht zusammengestellte Mannschaft einen heftigen Fehlstart mit dem Ergebnis, dass jetzt ein weiterer Trainer auf der Gehaltsliste steht.

Spätestens jetzt muss auch die sportliche Leitung hinterfragt werden. Obwohl in den Jahren seit dem Zwangsabstieg 2013 überwiegend gute Arbeit geleistet wurde, verläuft die Kurve der sportlichen Entwicklung – mit Ausnahme der Hinrunde 2019/2020 – seit dem letzten Abstieg klar nach unten. Als Retter in der Not wird ein Übungsleiter, der vor einigen Jahren vom Hof gejagt wurde, zurückgeholt. Dieser weiß nach nur zwei Spielen mit seiner neuen Mannschaft augenscheinlich nicht mehr weiter. Wer die ratlosen Äußerungen und Blicke von Gino Lettieri nach dem Verl-Auftritt verfolgt hat, dem kann nur angst und bange werden. Ungeachtet der mittlerweile 16 Jahre in unserem Verein als Spieler und Sportdirektor sollte eines klar sein: scheitert auch Lettieri, muss dies ebenfalls Konsequenzen für Ivo Grlic nach sich ziehen.

Apropos ratlose Blicke. Unmittelbar nach der Arbeitsverweigerung gegen Verl platzte einer kleinen Gruppe aktiver MSV-Fans der Kragen und stellte einen Teil der Mannschaft (selbstverständlich unter Einhaltung aktuell geltender Infektionsschutzbestimmungen) noch am Stadion zur Rede. Was sich den Anwesenden MSV-Fans dort offenbarte, war eine absurde Art der Gleichgültigkeit und Ratlosigkeit, die von der Mannschaft transportiert wurde. Wenn es in der Kabine so zu geht, wie es die Truppe derzeit verkörpert, dann wird einem nicht mehr nur angst und bange. Dann mischen sich Panik, Wut und Verzweiflung in die Gefühlswelt. DIESE Mannschaft in DIESER Verfassung soll unseren Spielverein vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit bewahren? Ist den Spielern eigentlich bewusst, dass sie derzeit für unsere Stadt, diesen glorreichen und traditionsreichen Verein und für tausende von treuen Anhängern nichts weiter darstellen als einen auf allen Ebenen unwürdigen Haufen von Akteuren? Schämt euch! Ihr seid gegen einen Aufsteiger untergegangen, der zuvor noch nie Profi-Fußball gespielt hat! Ihr seid gegen einen Aufsteiger untergegangen, der ebenfalls noch vor Kurzem eine mehrwöchige coronabedingte Zwangspause einlegen musste. Doch euer Gegner hat Attribute gezeigt, die ihr komplett vermissen lasst: Einsatzfreude, Teamgeist und den unbedingten Siegeswillen!

In der Pressekonferenz am Montag appellierte der neue Trainer an die Fans, die Mannschaft zu unterstützen. Wir denken nicht, dass die sportliche Abteilung aktuell in der Lage ist die Fans zu etwas zu bewegen. Stattdessen richten wir einen Appell, eher eine Forderung, an die Mannschaft, den Trainer und die sportliche Leitung.

Reißt euch den Arsch auf!

Die letzten Jahre begleitete nahezu jeder MSV-Fan sogar die Abstiege mit Beifall. Aus welchem Grund? Weil nahezu immer Kampf, Einsatz und Leidenschaft auf dem Platz vorhanden war. Die Fans sind in den letzten Jahren oft genug in Vorleistung gegangen. Jetzt ist es an der Mannschaft dieses zu tun. Bevor das Vereinsmotto „Leben.Liebe.Leidenschaft“ nicht auf dem Platz zum Vorschein kommt wird es von unserer Seite keine weitere Unterstützung für die Mannschaft geben.


Die am Freitag geforderte Moral setzte die Mannschaft gegen Mannheim zum Teil um. Einsatz, Kampf und Wille stimmten. Dennoch halten wir an dieser Stelle fest, dass akzeptable 90 Minuten nicht die Blamage von Freitag und die bisherigen Spiele wett machen. Wir erwarten von den Spielern auch weiterhin diese Tugenden. Und zwar kontinuierlich.

Zebras, es ist kurz vor Zwölf!

Die Zeit, den drohenden Untergang nur von der Couch aus zu verfolgen, muss ein Ende haben. Ja, auch in einer Pandemie gibt es Wege und Mittel sich lautstark und vehement bemerkbar zu machen. Mehr denn je steht unser Spielverein mit dem Rücken zur Wand. Dieses unwürdige Schauspiel darf nicht durch uns unkommentiert und folgenlos bleiben! Wir fordern auch die Geschäftsführung der KGaA und den Vorstand des e.V. dazu auf, endlich eine vernünftige Informationspolitik gegenüber allen zahlenden Mitgliedern und Dauerkarteninhabern, die in der letzten Saison auf teilweise viel Geld verzichtet haben, und vielen, vielen MSV-Fans aufzubauen. In diesem Jahr ist bereits aus bekannten Gründen eine Mitgliederversammlung ersatzlos ausgefallen. Auch im kommenden Frühling ist nicht damit zu rechnen, mit 500 Menschen im Theater am Marientor eine Mitgliederversammlung abhalten zu können. Ein bereits durchgeführter „Informationsabend“ mit einer kleinen zweistelligen Zahl an Fans kann diese niemals ersetzen. Genau so wenig ist es akzeptabel, dass ein Mitarbeiter eines Sponsors offizielle Fragen an den Verein in einem Fanportal beantworten möchte. Die Antworten MÜSSEN von offizieller Vereinsseite kommen. Wir wollen aufbereitet wissen: Wie ist das Geschäftsjahr um die Saison 2019/2020 abgeschlossen worden? Was bedeutet es konkret für die Zukunft des Spielvereins, wenn über die lokale Medienlandschaft propagiert wird, dass diese Saison „nicht durchfinanziert“ sei? Welche Signale gibt es seitens der zahlreichen Gläubiger, den MSV auch zukünftig finanziell zu unterstützen? Welcher sportliche Fahrplan wurde zu Beginn dieser Saison intern vereinbart? Wie geht es nächste Saison weiter? Gibt es ein Szenario, in dem der MSV noch ein Jahr 3. Liga durchsteht? Wir haben Fragen, wir fordern Antworten.

Die Zeit des Zuschauens ist für uns ab sofort vorbei!

Noch am Sonntag des letzten Wochenendes meldete sich mit Andreas Rüttgers erneut der oben erwähnte Mitarbeiter einer unserer Sponsoren zu aktuellen Fragen rund um den Verein im MSV-Portal zu Wort. Da der Mitarbeiter das Kürzel seines Arbeitgebers im Namen trägt kann hier nicht davon ausgegangen werden, dass es sich um seine private Haltung handelt, sondern um offizielle Aussagen des Sponsors.

Auf die Frage, ob Entscheidungen des Vereins zuvor mit seinem Arbeitgeber abgesprochen werden folgte die Antwort:

„Es gibt definitiv Bereiche, in denen der Verein Entscheidungen mit uns absprechen muss, das sind aber überwiegend Bereiche aus dem Bereich des e.V.“.

Auch wenn die Fans dankbar über jeden Sponsor sind, der unseren Verein unterstützt und wir wissen, dass Profifußball in der heutigen Zeit ohne Sponsoren nicht mehr durchführbar ist, so müssen wir an dieser Stelle eines klarstellen:

Einmischungen in die Angelegenheiten des Meidericher Spielverein 02 e.V. Duisburg können und werden wir nicht akzeptieren. In der Satzung unseres Vereins sind in § 9 die Organe des Vereins festgehalten, welche im Verein Rechte und Pflichten haben. Dort werden mit keiner Silbe Sponsoren erwähnt.

§ 9 Absatz 2 besagt außerdem: „Die Organe des Vereins arbeiten vertrauensvoll zusammen. Sie informieren einander rechtzeitig über alle Angelegenheiten, welche die Aufgaben der jeweils anderen Organe betreffen, und berücksichtigen deren Willensbildung bei ihrer Entscheidungsfindung.“
Eben dieses Recht auf Informationen fordern wir hiermit ein.

Inwiefern nimmt welcher Sponsor von außen Einfluss auf Entscheidungen des Meidericher Spielverein 02 e.V. Duisburg?

Auf welcher Grundlage geschieht dies?
Wir als Mitglieder und Teilnehmer der Mitgliederversammlung als oberstes Organ eben dieses Vereins fordern vollumfängliche Aufklärung zu den getätigten Aussagen. Andernfalls sehen wir uns gezwungen die erforderlichen Schritte zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einzuleiten.

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